Das Weinen (Wie halten die Menschen das Weinen aus)
Georg KreislerOriginale | Seconda versione di “Das Weinen”, questa nota con il titolo de ... |
DAS WEINEN (WIE HALTEN DIE MENSCHEN DAS WEINEN AUS) Wie halten die Menschen das Weinen aus Das jahrelang pausenlos rinnt Bergauf und bergab und ins Meer hinaus Und immer von vorn beginnt? Das Weinen der der Zwei die sich sehnen Das Weinen der Toten im Traum Es fließen und fließen die Tränen Vergeblich und schwer in den Raum Man weint auf den Feldern im Sonnenschein Man weint in den Nischen zuhaus' Die Jungen, die Alten Die Kinder, wie halten Die Menschen das Weinen aus? Arbeiter weinen und Bauern Laut wird geweint oder stumm Viele beginnen zu trauern Ohne zu wissen warum Spielende weinen beim Lachen Sterbende weinen sich tot Viele beim ersten Erwachen Weinen um klägliche Sachen Wie ums tägliche Brot Und ich frag' voller Not Sind wir völlig verroht? Wie halten die Menschen das Weinen aus Das jahrelang pausenlos rinnt Bergauf und bergab und ins Meer hinaus Und immer von vorn beginnt? Das Weinen der der Zwei die sich sehnen Das Weinen der Toten im Traum Es fließen und fließen die Tränen Vergeblich und schwer in den Raum Man weint auf den Feldern im Sonnenschein Man weint in den Nischen zuhaus' Die Jungen, die Alten Die Kinder, wie halten Die Menschen das Weinen aus? Und immer noch dröhnen am Himmel die tödlichen Flieger Immer noch, immer noch, immer noch Immer noch, baut man Raketen am laufenden Band Immer noch, immer noch, immer noch Die Friedensnobelpreise bekommen noch immer die Krieger Immer noch, immer noch, immer noch Doch immer vertagt sich die UNO, den Kopf in den Sand Immer noch, immer noch, immer noch Immer noch sieht man im Fernseh'n die Leute verrecken Immer noch, immer noch, immer noch Immer noch schießen die jungen Soldaten im Kreis Noch immer verstecken sich Menschen in finsteren Ecken Und immer noch weiß man nichts and'res, als dass man nichts weiß Dass man nichts weiß Das Blut fließt so weit in die Welt hinaus Und trägt seinen Sinn mit sich fort Wie halten die Menschen das Weinen aus Als einziges bleibendes Wort? Als wär' es der Sinn ihres Lebens Als wär' es ein würdiger Schluss Als wär' es nicht immer vergebens Als wär' es ein menschliches Muss Sie sterben für den Staat und den Status quo Und die Tränen sind ihr Applaus Sie lassens beim Alten Und halten, und halten Und halten das Weinen aus Wie lang bleibt's beim Alten? Wie lange noch haltet Ihr alle das Weinen aus? Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es noch Den Krieg in Vietnam mit zwei Millionen Toten Den Krieg in Korea mit zwei Millionen Toten Vier Kriege in Nahost, Krieg in Mosambik Biafra, Bangladesch, Irland, Israel - Und noch einige mehr Nach wie vor hält es auch der österreichische Staat für seine Pflicht, junge Männer das Töten zu lehren. | DAS WEINEN (WIE HALTEN DIE MENSCHEN DAS WEINEN AUS) Wo kommt nur das gräßliche Weinen her, zuhause und auch im Büro? Ganz plötzlich und grundlos weint irgendwer, doch seh‘ ich ihn nirgendwo. Ich sitze mit einigen Herren zum Beispiel bei einem Glas Bier, da hör ich ein Schluchzen, ein Plärren, ich schau – aber niemand ist hier. Im Zimmer daneben weint auch kein Mensch, und die Straße ist vollkommen leer. Na, ich trink meinen Liter und frag mich dann bitter: Wo kam dieses Weinen her? Zahl ich den Arbeitern Löhne, hör ich es Weinen im Eck. Manchesmal fällt eine Träne mir in die Hand auf den Scheck. Wenn ich die Bank nur betrete und dort um irgendwas bitt, weint es aus jeder Tapete, so als ob ich etwas täte – ich bin doch nur der Herr Schmidt! Ich mach meinen Profit! (Vielleicht mehr als der Schnitt.) Wo kommt dieses scheußliche Weinen her, mal leise, mal laut und auch stumm? Wenn’s wenigstens manchmal ich selber wär, dann wüßte ein Arzt, warum. Doch es kann außer mir niemand hören, und das macht die Sache verzwickt, denn würd ich’s den andern erklären, dann hielten mich die für verrückt! Die schönsten Geschäfte bereiten mir fast keine Befriedigung mehr, denn bei Nacht und bei Tage verfolgt mich die Frage: Wo kommt dieses Weinen her? |