| TEDESCO / GERMAN [3]
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DER KRIEG DES PIERO | PIEROS KRIEG |
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In einem Kornfeld, da schläfst du begraben. | Auf einem Kornfeld ruhst du in Frieden, |
Weder die Tulpe noch Rose, die haben | es schmückt keine Rose dein einsames Grab, |
dich zu bewachen im Schatten der Gräber, | es sind nur Tausende roter Mohnblumen, |
blutrotes Meer nur aus Mohn ist darüber. | die dort erinnern an den, der da starb. |
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Und an den Ufern des Flusses so helle | “In diesem Flusse, an seinen Gestaden, |
silberne Hechte soll’n schwimmen gar schnelle | haben sich früher Forellen getummelt, |
und nicht die Leichen der toten Soldaten, | jetzt stranden hier Leichen von den Soldaten, |
umarmt von der Strömung in die sie geraten. | die der Krieg hat grausam verstümmelt.” |
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So sagtest du und es war kalter Winter | Dies warn beim Marschieren deine Gedanken |
und ins Inferno hast du auch gleich hinter | und es war Winter, du tatst deine Pflicht, |
den andern zu geh’n, eine traurige Pflicht. | zogst mit den anderen in Richtung Hölle, |
Eisigen Schnee spuckt dir Wind ins Gesicht. | der Wind spuckt dir eiskalten Schnee ins Gesicht. |
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Piero, bleib stehen! Halt ein auf der Stelle! | „Halt inne Piero und lausche dem Winde, |
Lass dass der Wind dich umspült wie die Welle. | der dir erzählt von den Toten der Schlacht, |
Stimmen der Toten vom Kampf bringt er eben, | jeder Gefallne, und sei’s noch ein Kinde, |
im Tausch für ihr Blut wurden Kreuze vergeben. | wird zum Lohn mit einem Kreuze bedacht.“ |
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Du hörtest es nicht und die Zeiten vergingen | Doch du gehorchst nicht den Worten des Windes, |
im Laufe des Jahres bei Tanzen und Singen. | gingst einfach weiter, der Winter verging, |
Dann an dem herrlichen Tage im Lenze | und du erreichtest, überschrittest die Grenze |
warst du soweit und gingst über die Grenze. | eines schönen Tags im lauen Frühling. |
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Wie du marschiertest, voll Mut deine Seele | Und du marschiertest, es fiel dir nicht leicht, |
auf deinen Schultern, da sahst du im Tale | wolltest das Ende des Tales erreichen, |
drunten den Mann, der wie du froh gestimmt war, | doch plötzlich steht da ein Mann, der dir gleicht, |
doch seine Uniform anderer Farb’ gar. | die Uniform ziert das falsche Abzeichen. |
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Schieß auf ihn, Piero, schieß schnell jetzt auf ihn dort | „Leg auf ihn an, Piero, schnell, knall ihn ab, |
und nach dem Schusse schieß fort noch und noch fort | und noch einen Schuss, komm, schieß ihn schon tot, |
bis du dann schaust, ob er blutend verrecke | strecke ihn nieder, los, schick ihn ins Grab, |
und auf der Erde sein Blut selbst bedecke. | er soll ertrinken im eigenen Blut.“ |
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Wenn du ihn triffst in sein Herz oder Stirn | “Würd ich ihn abknalln, würd ich ihn erschießen, |
reicht ihm die Zeit nur gerad’ zum Krepieren | so wär das für ihn nur ein Augenblick |
aber für mich bleibt die Zeit um zu sehen, | der Blick in Augen, die im Tod sich schließen, |
zu seh’n, wie die Augen des Menschen vergehen. | ich müsst immer denken daran zurück." |
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Während du so diesen Dienst ihm erwiesen, | Und während du so mit dir selber noch ringst, |
dreht er sich um, voller Angst, und will schießen. | dreht jener sich um, er sieht dich, hat Angst, |
In seinem Arm hält auch er seine Waffen | er reißt das Gewehr hoch und legt auf dich an, |
kein gutes Wort von ihm macht dir zu schaffen. | hat keine Bedenken und fackelt nicht lang. |
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Du fielst zu Boden, kein Schrei und kein Klagen, | Ohne zu klagen fielst du zu Boden |
nur ein Moment, zu erkennen und sagen, | und während du fielest, wurde dir klar: |
dass die zu knappe Zeit schneller wird schwinden | dass um Vergebung der Sünden zu bitten, |
als deine Bitt’ um Vergebung der Sünden. | ausreichend Zeit für dich gar nicht mehr war. |
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Du fielst zu Boden, kein Schrei und kein Klagen, | Ohne zu klagen fielst du zu Boden, |
nur ein Moment, zu erkennen und sagen, | und während du fielest, war für dich klar, |
dass nun dein Leben zu Ende gebracht war | dass es nie eine Rückkehr mehr gebe, |
und keine Rückkehr mehr für dich gedacht war. | dein Leben für immer jetzt zu Ende war. |
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Mein liebes Mädchen, im Mai zu Krepieren | “Ach, liebste Nina, im Mai zu sterben, |
braucht viel mehr Mut als ich hatt’ zu verlieren. | das tut weh und war nie mein Verlangen. |
Mein schönes Mädchen, geradwegs zur Hölle | ach, meine Nina, den Weg ins Verderben, |
wär lieber im Winter ich gangen so schnelle. | wäre im Winter ich lieber gegangen.“ |
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Wiegender Weizen war hier, dich zu hören. | Und während dein Klagen langsam verstummte, |
Und deine Hand klammert fest das Gewehre, | kralln deine Hände sich fest ans Gewehr, |
in deinem Mund kleben eiskalte Worte, | gefrorene Worte in deinem Munde, |
Sonnenglut selbst löst die Kälte nicht fort. | die Sonne des Frühlings taut sie nicht mehr. |
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In einem Kornfeld, da schläfst du begraben. | Auf einem Kornfeld ruhst du in Frieden, |
Weder die Tulpe noch Rose, die haben | auch keine Tulpen schmücken dein Grab, |
dich zu bewachen im Schatten der Gräber, | es sind nur Tausende roter Mohnblumen, |
blutrotes Meer nur aus Mohn ist darüber. | die dort erinnern an den, der da starb. |