Von der Kindsmörderin Marie Farrar
Bertolt BrechtOriginal | Traduzione ebraica trovata su YouTube |
VON DER KINDSMÖRDERIN MARIE FARRAR Marie Farrar, geboren im April Unmündig, merkmallos, rachitisch, Waise Bislang angeblich unbescholten, will Ein Kind ermordet haben in der Weise: Sie sagt, sie habe schon im zweiten Monat Bei einer Frau in einem Kellerhaus Versucht, es abzutreiben mit zwei Spritzen Angeblich schmerzhaft, doch ging’s nicht heraus. Doch ihr, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. Sie habe dennoch, sagt sie, gleich bezahlt Was ausgemacht war, sich fortan geschnürt Auch Sprit getrunken, Pfeffer drin vermahlt Doch habe sie das nur stark abgeführt. Ihr Leib sei zusehends geschwollen, habe Auch stark geschmerzt, beim Tellerwaschen oft. Sie selbst sei, sagt sie, damals noch gewachsen. Sie habe zu Marie gebetet, viel erhofft. Auch ihr, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. Doch die Gebete hätten, scheinbar, nichts genützt. Es war auch viel verlangt. Als sie dann dicker war Hab ihr in Frühmetten geschwindelt. Oft hab sie geschwitzt Auch Angstschweiss, häufig unter dem Altar. Doch hab den Zustand sie geheimgehalten Bis die Geburt sie nachher überfiel. Es sei gegangen, da wohl niemand glaubte Dass sie, sehr reizlos, in Versuchung fiel. Und ihr, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. An diesem Tag, sagt sie, in aller Früh Ist ihr beim Stiegenwischen so, als krallten Ihr Nägel in den Bauch. Es schüttelt sie. Jedoch gelingt es ihr, den Schmerz geheimzuhalten. Den ganzen Tag, es ist beim Wäschehängen Zerbricht sie sich den Kopf; dann kommt sie drauf Dass sie gebären sollte, und es wird ihr Gleich schwer ums Herz. Erst spät geht sie hinauf. Doch ihr, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. Man holte sie noch einmal, als sie lag: Schnee war gefallen, und sie musste kehren. Das ging bis elf. Es war ein langer Tag. Erst in der Nacht konnt sie in Ruhe gebären. Und sie gebar, so sagt sie, einen Sohn. Der Sohn war ebenso wie andere Söhne. Doch sie war nicht, wie andre Mütter sind, obschon - Es liegt kein Grund vor, dass ich sie verhöhne. Auch ihr, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. So lasst sie also weiter denn erzählen Wie es mit diesem Sohn geworden ist (Sie wolle davon, sagt sie, nichts verhehlen) Damit man sieht, wie ich bin und du bist. Sie sagt, sie sei, nur kurz im Bett, von übel- keit stark befallen worden, und allein Hab sie, nicht wissend, was geschehen sollte Mit Mühe sich bezwungen, nicht zu schrein. Und ihr, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. Mit letzter Kraft hab sie, so sagt sie, dann Da ihre Kammer auch eiskalt gewesen Sich zum Abort geschleppt und dort auch (wann Weiss sie nicht mehr) geborn ohn Federlesen So gegen Morgen zu. Sie sei, sagt sie Jetzt ganz verwirrt gewesen, habe dann Halb schon erstarrt, das Kind kaum halten können Weil es in den Gesindabort hereinschnein kann. Und ihr, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. Dann zwischen Kammer und Abort - vorher, sagt sie Sei noch gar nichts gewesen - fing das Kind Zu schreien an, das hab sie so verdrossen, sagt sie Dass sie’s mit beiden Fäusten, ohne Aufhörn, blind So lang geschlagen habe, bis es still war, sagt sie. Hierauf hab sie das Tote noch durchaus Zu sich ins Bett genommen für den Rest der Nacht Und es versteckt am Morgen in dem Wäschehaus. Doch ihr, ich bitte euch wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf vor allem. Marie Farrar, geboren im April Gestorben im Gefängnishaus zu Meissen Ledige Kindesmutter, abgeurteilt, will Euch die Gebrechen aller Kreatur erweisen. Ihr, die ihr gut gebärt in saubern Wochenbetten Und nennt »gesegnet« euren schwangeren Schoss Wollt nicht verdammen die verworfnen Schwachen Denn ihre Sünd war schwer, doch ihr Leid gross. Darum, ich bitte euch, wollt nicht in Zorn verfallen Denn alle Kreatur braucht Hilf von allen. | רוצחת הילדים מארי פראר מארי פראר, פועלת ניקיון בת שש עשרה, כחושה, חולת רככת, מכוערת ויתומה, שום תיק במשטרה עד כה, היא אשמה בזה שהיא רצחה תינוק, והפרטים כדלקמן: בחודש השני להריונה הלא חוקי, ניסתה בעזרתה של עוד מוזגת מן הבר, להיפטר מפרי ביטנה החלה להקיא, הכאב החד נשכח מזמן, אך העובר נשאר. נסו נא רבותיי לכבוש את זעמכם, כי כל אדם ראוי לרחמים. כי כל אדם ראוי לרחמים, רחמים. לשווא ניסתה הכל, תפילות, אמבטיות, מקלחות את כל המדרגות שטפה במקום עבודתה. לא פעם הכאב פילח אותה לחתיכות, היא התפתלה מכאב אך את סודה היא לא גילתה. ואז בלילה מחדרה הצר והקופא, בשארית כוחה למסדרון היא נגררה, אל תוך בית הכיסא, ושם בחדר האפל, ילדה את תינוקה, מתי ואיך, היא לא זכרה. נסו נא רבותיי לכבוש את זעמכם, כי כל אדם ראוי לרחמים, כי כל אדם ראוי לרחמים, רחמים. וכשחזרה במסדרון בחושך אל חדרה, החל פתאום הילד, כך אומרת היא, לבכות, הוא לא חדל, והיא מן השכנים פחדה, לכן באגרופים עליו החלה להכות. הכתה בעיוורון ושוב ושוב עד שפסק, ואז את התינוק לקחה לחדרה הדולף, ושם חיבקה שעות את כל גופו המרוסק, ורק עם בוקר היא אותו החביאה במרתף. מארי פראר, פועלת ניקיון בת שש עשרה, קטינה, חולת רככת, מכוערת, אומללה. נידונה לתליה כל חטאנו רבותיי לפתע משתקפים כראי אל מול חטאה שלה. אתם המשתרעים כל לילה על סדינים צחורים, ומחייכים באושר מול תינוק לבוש פאר, אל נא תבוזו ככה לחולשות החלשים, חטאה היה גדול, אך כאבה - גדול יותר. נסו נא רבותיי לכבוש את זעמכם, כי כל אדם ראוי לרחמים, כי כל אדם ראוי לרחמים, רחמים. |