Lingua   

Die Peststadt

František Petr Kien
Lingua: Tedesco




Kaum wagt der Blick sich in die öde Weite,
wo schwarz der Peststadt Silhouette droht –
dort ist der Tod.
Wie Trauerfahnen wehn die Rabenscharen,
und ihnen neiderfüllt zur Seite
die Geier und der Pest Geleite.
Verängstigt schleicht der Bauer durch die Auen,
den Tod vor sich dort hinter Wall und Graben,
im Nacken Grauen
und mäht nach der Musik der heisern Raben.

Die Leichen unbegraben auf der Straße liegend,
die Kranken in den Häusern heulend:
das ist die Pest mit ihren schwarzen Beulen,
das ist die Pest, der schrecklichste der Kriege.
Noch klirrt das dünne Eisen der Duelle.
Noch geht der Stolz durch wohlgefüllte Ställe.
Noch gibt es Maskenbälle.

Durch die Straßen rollte der Leichenkarren,
von vermummten Knechten stumm begleitet –
über morsche Knochen hingebreitet.
Und die Luft liegt wie in Barren
Über die entsetzte Stadt gepresst.
Dort im letzten Hause tobt das letzte Fest.
Irre Klänge von zerborstnen Mandolinen,
Reigen von zerfetzten Harlekinen,
Küsse, Blut und Wein hinter verschlossenen Gardinen.
Pest.

Ohn Atem, kahl, zerrissnes Hemde,
Blei an den Sohlen, Stacheldraht ums Herz,
im eignen Haus ewig Fremde.
Und jeden Tag und jede Stunde zerrt`s
An unserem Leben, wie die Angelrute
Den Fisch aus seinem schleudert uferwärts.
Uns jagt das Leiden wie der Hengst die Stute,
vermählt sich uns mit wieherndem Triumph,
umarmt uns mit den Schnüren seiner Knute.
Ohn Atem, kahl, mit blaugedroschnem Rumpf
Presst uns die Not in ihre Daumenschrauben
Und macht an unserm Fleisch ihr Messer stumpf.
Doch unsere Träume kann uns niemand rauben.



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