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Die freie Wirtschaft

Kurt Tucholsky
Lingua: Tedesco


Kurt Tucholsky


Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.‎
Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen.‎
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.‎
Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.‎
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein,‎
wir wollen freie Wirtschaftler sein!‎
Fort die Gruppen – sei unser Panier!‎
Na, ihr nicht.‎
Aber wir.‎
‎ ‎
Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,‎
keine Renten und keine Versicherungen.‎
Ihr solltet euch allesamt was schämen,‎
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!‎
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn –‎
wollt ihr wohl auseinandergehn!‎
Keine Kartelle in unserm Revier!‎
Ihr nicht.‎
Aber wir.‎
‎ ‎
Wir bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne.‎
Wir stehen neben den Hochofenflammen
in Interessengemeinschaften fest zusammen.‎
Wir diktieren die Preise und die Verträge –‎
kein Schutzgesetz sei uns im Wege.‎
Gut organisiert sitzen wir hier ...‎
Ihr nicht.‎
Aber wir.‎
‎ ‎
Was ihr macht, ist Marxismus.‎
Nieder damit!‎
Wir erobern die Macht, Schritt für Schritt.‎
Niemand stört uns. In guter Ruh
sehn Regierungssozialisten zu.‎
Wir wollen euch einzeln. An die Gewehre!‎
Das ist die neuste Wirtschaftslehre.‎
Die Forderung ist noch nicht verkündet,‎
die ein deutscher Professor uns nicht begründet.‎
In Betrieben wirken für unsere Idee
die Offiziere der alten Armee,‎
die Stahlhelmleute, Hitlergarden ...‎
‎ ‎
Ihr, in Kellern und in Mansarden,‎
merkt ihr nicht, was mit euch gespielt wird?‎
mit wessen Schweiß der Gewinn erzielt wird?‎
Komme, was da kommen mag.‎
Es kommt der Tag,‎
da ruft der Arbeitspionier:‎
‎“Ihr nicht.‎
Aber Wir. Wir. Wir.”‎



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