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Ein Koffer spricht

Ilse Weber
Language: German


Ilse Weber


Ich bin ein kleiner Koffer aus Frankfurt am Main
und ich such meinen Herrn, wo mag der nur sein?‎
Er trug einen Stern und war alt und blind
und er hielt mich gut, als wär ich sein Kind.‎

Seinen Reisekameraden hat er mich oft genannt, ‎
ich fühle noch seine behutsame Hand.‎
Ich bin aus echtem Vulkanfiber, man kann es noch lesen,‎
und ich bin früher blank und sauber gewesen.‎

Ich hab meinen Herrn begleitet jahraus, jahrein.‎
Auch diesmal ging ich mit ihm. Jetzt ist er allein.‎
Er war alt und blind, wohin ist er gekommen?‎
Und weshalb hat man mich ihm fortgenommen?‎

Warum bin ich auf dem Kasernenhof geblieben?‎
Sein Name steht doch auf meinem Kleid geschrieben.‎
Nun bin ich schmutzig, mein Schloss hält nicht mehr, ‎
man hat mich geplündert, ich bin fast leer.‎

Nur ein Tuch ist noch da, ein Becherl dabei
und seine kleine Blindentafel aus Blei.‎
Sonst ist alles fort, die Arzneien, das Brot.‎
Er sucht mich gewiss, vielleicht leider er Not.‎

Es muss recht schwer sein für einen Blinden,‎
mich in dem Stapel von Koffern zu finden.‎
Ich kann es auch so schwer verstehen,‎
weshalb wir hier nutzlos zugrunde gehen.‎

Ich bin ein kleiner Koffer aus Frankfurt am Main,‎
ich möcht zu meinem Herrn, er ist so allein.‎



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